Ausstellung des Malers und Pfarrers Carl-Otto Günther - 6. und 7. September 2025
Das Palatin-Atelier in Speyer präsentiert in Zusammenarbeit mit der Ortsgemeinde Kapsweyer und dem Gemeindeausschuss der Katholischen Kirche St.Ulrich eine Ausstellung mit Werken aus dem Nachlass von Pfarrer Carl-Otto Günther aus Kapsweyer. Nach 1976, 1986 und Juni 2025 (in Rheinzabern) wird das Gesamtwerk des Malers und Pfarrers zum vierten Mal am 6. und 7. September 2025 in der Pfarrkirche St.Ulrich einem interessierten Publikum vorgestellt.
Viele Kapsweyerer Bürgerinnen und Bürger erinnern sich noch an ihren 1974 verstorbenen Pfarrer Carl-Otto Günther. Im September 1945 kam der angehende Pfarrer in das vom Krieg gezeichnete Kapsweyer. Der Ort lag aufgrund seiner Grenznähe in der so genannten „Roten Zone“ des militärischen Schutzbereichs West vor dem Westwall. Über 70% des Ortes waren zerstört, die Kirche bis auf die Grundmauern niedergebrannt und zur Abhaltung des Gottesdienstes nicht nutzbar. So hatte man kurzerhand eine Notkirche im Schwesternhaus eingerichtet. 1948 zum Pfarrer ernannt, begann 1949 unter Leitung von Carl-Otto Günther der Wiederaufbau der Pfarrkirche. Der Innenraum war noch schmucklos, die Chorwand mit einem schlichten Kreuz versehen. Im Herbst 1953 lernte er den Maler und Grafiker Ludwig Barth (1898-1983) aus Karlsruhe kennen. Barth arbeitete gerade an der Ausgestaltung der Provinzialkirche der Pallottiner in Friedberg bei Augsburg. Er bekam den Auftrag für die Ausgestaltung eines Freskos im Chor der Kapsweyerer Kirche sowie für Ölbilder mit den Kreuzwegstationen.
Neben seiner Seelsorgetätigkeit in der Pfarrei St.Ulrich brachte sich Günther bereits früh als Autodidakt die Malerei bei. Es wird in Kapsweyer erzählt, dass er die Taube an der Kanzel selbst im Stile Ludwig Barths malte. Nach Aufbau des ebenfalls durch Brand zerstörten Pfarrhauses Ende der 1950er Jahre konnte sich der Pfarrer wieder stärker der Kunst widmen. Aus Briefen erfahren wir einen regen Austausch mit Künstlerinnen und Künstlern über Ausstellungen und einzelne Kunstwerke, von denen er sich inspirieren ließ. Neben Blumenstillleben schuf er farbenfrohe Bilder im expressionistischen Stil, der bis 1967 in seinem Œuvre zu finden ist. Ende der 1960er Jahre malt Günther bevorzugt Aquarelle von Ortsansichten und Landschaften. Anfang der 1970er Jahre findet man in seinen Aquarellen markante Strichführungen, die er durch Einsatz einer Rohrfeder mit Sepiatinte ausführte.
Carl-Otto Günther war zu Lebzeiten ein geschätzter Kunstkenner und Seelsorger - auch außerhalb seiner Gemeinde. Er pflegte eine Freundschaft zu Albert Haueisen (1872-1954) und seiner Schülerin Elisabeth Wolf (1890-1962). Aber auch seine Kontakte zum Germanisten Hermann Sauter (1907-1985), dem Maler und Grafiker Werner vom Scheidt (1894-1984), dessen Frau und Schriftstellerin Martha Saalfeld (1898-1976), der Künstlerin Hanna Nagel (1907-1975) und zahlreichen weiteren Persönlichkeiten gaben ihm wichtige Impulse.
Günther hat seine Werke zu Lebzeiten wohl nie ausgestellt. Einige wenige Bilder hatte der Künstler verkauft bzw. verschenkt, das Gros hatte er seiner Pfarrhaushälterin Anny Münzing vermacht. Sie erachtete es als „Ehrenpflicht“, das Werk ihres verstorbenen Dienstherrn der Öffentlichkeit zu zeigen und organisierte mit der Südpfälzischen Kunstgilde e.V. Bad Bergzabern die Ausstellung „Carl Otto Günther – Aus dem Malerleben eines Pfarrers“, die vom 17. März bis 19. April 1976 in der Wandelhalle des Kurparks Bad Bergzabern zu sehen war.
Knapp zehn Jahre später, vom 8. bis 15. Juni 1986, fand die zweite Ausstellung mit dem Titel „Aus dem Malerleben von Pfarrer Carl-Otto Günther“ im Bürgerhaus in Kapsweyer statt, zu der neben den bereits in Bad Bergzabern gezeigten Werken weitere bislang noch nicht ausgestellte Werke sowie Dokumente aus Privatbesitz gezeigt wurden.
Am 6. und 7. September zeigt das Palatin Atelier Speyer in Kooperation mit der politischen und kirchlichen Gemeinde Kapsweyer ein weiteres Mal das Gesamtwerk von Pfarrer Günther in der Kirche St.Ulrich. Neben 87 Gemälden aus dem angekauften Nachlass der ehemaligen Haushälterin Anny Münzing (1936-2018) werden weitere Werke aus Gemeinde- und Privatbesitz präsentiert. Ein Begleitheft zur Ausstellung wurde von Manuel Thomas, Rheinzabern, und Achim Bauer, Speyer, zusammengestellt und enthält neben der Vita des Pfarrers auch sämtliche bekannte Werke des Seelsorgers und Künstlers. Es kann zum Preis von 10 Euro erworben werden.
Ausstellungsort: Katholische Kirche St. Ulrich Kapsweyer
Öffnungszeiten: Samstag, 6. September 2025 von 14 bis 20 Uhr und Sonntag, 7. September 2025 von 10 bis 18 Uhr, Eintritt frei.
Ortsgemeinde
Diese Information wurde veröffentlicht und hier am 27.08.2025 eingetragen. Angaben, z.B. zu Öffnungszeiten könnten sich inzwischen geändert haben.
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