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Unsere Ortschronik hat als zweiten Titel: Ein Dorf vor dem Westwall und dieser spielte vor rund 80 Jahren eine für uns in Kapsweyer bedeutende Rolle. Der 1938 begonnene Bau dieses Verteidigungsgürtels an der deutschen Westgrenze war bei Kriegsbeginn zwar im Wesentlichen fertig, doch erfüllte er nicht die in ihn gesetzten Erwartungen. Für Kapsweyer schon garnicht, denn das Dorf lag vor der Hauptlinie, von der noch heute Reste zu sehen sind (siehe auch Ortschronik S. 198 ff). So wurde das Dorf auch gleich evakuiert (Schwerpunkt Oberfranken) und die Rückführung erfolgte schwerpunktmäßig 1941. Aber auch 1940 waren schon wieder viele Bewohner in der Südpfalz und etliche auch im Dorf selbst, was eine Liste vom 14.10.1940, unterzeichnet von Amtsbuergermeister Kirch beweist. Rund 60 Männer sind hier mit Beruf aufgeführt. Ob dies mit den hochtrabenden Plänen des Wiederaufbaues zusammenhing ist zu vermuten, da es vornehmlich Handwerksberufe waren, bezeichnenderweise kein Bauer und immerhin 12 Mann mit der Arbeitsstätte Westwall und weitere 5 mit dem Arbeitsplatz Bienwald (Vorfeld Westwall/Schützengräben). Gleichzeitig lief das Programm “Wiederaufbau”/Musterdoerfer, das nicht nur die abgebrochenen Häuser bzw. deren Wiederaufbau mit jeweils 8.000.-Reichsmark (in Summe 240.000.- RM) finanzieren sollte, sondern als Schwerpunkt die Landwirtschaft im Fokus hatte, denn in diesen Bereich sollten weit über 7 Millionen RM fließen, u.a. für 12 Erbhofstellen und 85 Landwirtsstellen sowie weitere 70 Arbeiterbauern-und Landarbeiterstellen. Ein Dreschmaschinenplatz war mit 50.000.-RM veranschlagt und für den Bahnhof sollten vergleichsweise bescheidene 40.000.- RM ausgegeben werden. Interessant auch die Materialbeschaffung bzw. deren Veranschlagung durch die örtliche Bauleitung des Wiederaufbaues, die dem Beauftragten für den Wiederaufbau im Landkreis Bergzabern (Architekt Kindler) vorgelegt wurde. So u.a. 2,4 Mio Backsteine, 5.800 to Kalk, 2.000 to Zement, 360.000 Stck Biberschwaenze usw. Zeitnah wurden auch vollzogene Wiederaufbauten aber auch weitere Abrisse mitgeteilt (bis 1942/43). Für die Landwirtschaftsbetriebe wurden bis ins Detail ausgearbeitet Pläne vorgelegt, nicht nur was die Anbauflächen und deren Bepflanzung betrifft, sondern auch die Viehhaltung bis zum letzten Ferkel oder Huhn. Doch davon ein anderes Mal mehr, denn es ist schon interessant,was angebaut werden sollte. Anschließend für heute noch der den meisten sicherlich bekannte Hinweis, dass alles anders kam und gerade vor dem Westwall der Krieg verheerende Schäden anrichtete. (rz)
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