12. Grenzlandfest in Kapsweyer

Festabend Handwerker und Bauernmarkt Kabarett Elsass-Pfalz
 
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Festansprache
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Grenzlandmedaille und Gemeinde-Wettbewerb „Beiderseits der Lauter“ im Mittelpunkt des Grenzlandfestes

  • Ministerpräsident Beck und Ministerpräsident a. D. Vogel: „Die Einigung Europas muss über alle Krisen hinweg weitergehen!“

Mit einem festlichen Auftakt hat in Kapsweyer das 12. Grenzlandfest begonnen. Die zahlreichen Gäste in der Südpfalzhalle folgten am Festabend dem Eintreten der zwei verdienten Ministerpräsidenten – Kurt Beck und Prof. Bernhard Vogel – für ein geeintes Europa.

„60 Jahre Frieden haben unserer Region viel gebracht“, unterstrich Ministerpräsident Beck und forderte dazu auf, die partnerschaftliche Zusammenarbeit der Menschen in Europa zu festigen. Gerade durch das Miteinander der Schulen, Betriebe und Gemeinden werde Europa für den Einzelnen erlebbar. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident sprach das ablehnende Votum in Frankreich und den Niederlanden zur EU-Verfassung an, die ein Grundgerüst für unser Zusammenleben ermöglicht hätte. In der Begegnung der Menschen, wie bspw. beim Grenzlandfest in Kapsweyer, sieht Beck eine wichtige Bedeutung, die Freundschaft und das Vertrauen der Menschen in Europa zu fördern. Gemeinsam mit Festredner Prof. Bernhard Vogel würdigte Ministerpräsident Beck den „guten Brauch“, dass Südpfälzer und Elsässer gemeinsam feiern, und wünschte dem Grenzlandfest einen guten Verlauf.

Von einem Wiedersehen in Kapsweyer sprach Prof. Bernhard Vogel (Ministerpräsident a. D. von Rheinland-Pfalz und Thüringen), der vor 37 Jahren als Kultusminister die Festansprache zur 600-Jahrfeier gehalten hat. Die Auszeichnung mit der Grenzlandmedaille sei eine konstruktive Idee, Persönlichkeiten aus dem Elsass und der Südpfalz für ihre besonderen Verdienste um die Gemeinschaft zu ehren. Prof. Vogel erinnerte an die grauenvollen Opfer und Kriege zwischen beiden Ländern und in Europa. Das Bemühen um gute nachbarschaftliche Zusammenarbeit rührt aus diesen Erfahrungen. „Um Freunde muss man sich bemühen und sie verstehen lernen“, hebt der frühere Ministerpräsident das Anliegen des Kapsweyerer Grenzlandfestes hervor.

Nach dem Debakel bei der Abstimmung zur EU-Verfassung müsse stärker über ein föderalistisches Europa nachgedacht werden. Aber nur ein in der Wirtschafts- und Außenpolitik geeintes Europa biete für seine Mitglieder eine Zukunft. „Europa ist letztlich ein anderer Name für Frieden!“, forderte Prof. Vogel besonders die junge Generation auf, an dem „Haus Europa“ dauerhaft weiterzubauen. „Machen Sie in Kapsweyer die richtigen Schritte, damit wir insgesamt an ein gutes Ziel kommen, würdigte der frühere Ministerpräsident die grenzübergreifende Freundschaft.

Bürgermeister Hermann Paul konnte zum Festabend in Kapsweyer zahlreiche gute Freunde aus der Pamina-Region (Baden – Elsass – Pfalz) begrüßen. Das herzliche Willkommen galt Ministerpräsident Kurt Beck und dem früheren Amtskollegen Prof. Bernhard Vogel, Landrätin Theresia Riedmaier und MdB Ralf Göbel, Verbandsbürgermeister Hermann Bohrer, den Beigeordneten des Landkreises und der Verbandsgemeinde, Maire Jean Weisbecker (Präsident der Grenzüberschreitenden Bürgermeistervereinigung) und Erstem VG-Beigeordneten Raimund Zimmermann sowie vielen Bürgermeisterkollegen und Trägern der Grenzlandmedaille.

Zu dem unterhaltsamen Abend trug das Blechbläserensemble „Merry Bones“ der Kreismusikschule unter seinem Leiter Dietmar Wiedmann ebenso bei, wie die beiden Geigentalente Thomas Stein und Livia Hermann aus dem Elsass. In deutscher und französischer Sprache führten die Kapsweyerer Jugendlichen, Fabian Baumgärtner und Katharina Scheu-Bersch,  durch das Festprogramm und die gutgelaunten Gäste belohnten alle Akteure mit verdientem Applaus.

Die guten Wünsche des Kapsweyerer Ortsbürgermeisters galten insbesondere den neuen Ehrenträgern der Grenzlandmedaille: Huguette Dreikaus (Haguenau) und Clemens Schmitt (Bad Bergzabern). Bürgermeister Paul hob das Engagement für die deutsch-französische Freundschaft hervor und forderte alle Preisträger und Gäste des Grenzlandfestes auf, sich verstärkt für das freundschaftliche Miteinander einzusetzen. Der Kapsweyerer Ortsbürgermeister erinnerte an die Gedenkfeiern „60 Jahre nach Kriegsende“ und würdigte den Frieden und den beiderseitigen politischen und wirtschaftlichen Fortschritt. Paul forderte dazu auf, für die Menschen in unserem Raum eine Zukunft zu schaffen und sieht im grenzübergreifenden Tourismus eine gute Chance. Der Ortsbürgermeister lud die Gäste zum Grenzlandfest in Kapsweyer ein und wünscht sich ein friedvolles Europa, das die Bedürfnisse seiner Menschen berücksichtigt.

  • Verleihung der Grenzlandmedaille an Huguette Dreikaus und Clemens Schmitt

„Orden und Medaillen sind ein kleines Dankeschön der Gesellschaft für große Verdienste“, lobte Landrätin Theresia Riedmaier das Engagement von Huguette Dreikaus und Clemens Schmitt um Freundschaft und Partnerschaft zwischen Deutschland und Frankreich und insbesondere zwischen Elsass und Südpfalz. Es bestätige sich, dass Literatur und Musik bestens geeignet sind, Brücken zu schlagen und die Menschen miteinander zu verbinden.

Mit der Grenzlandmedaille dankte die Kreisverantwortliche Madame Huguette Dreikaus für ihren Beitrag zur pfälzisch - elsässischen Zusammenarbeit und damit zum Wohl unseres Grenzraumes und seiner Menschen. Frau Dreikaus war Deutschlehrerin an einem Straßburger Gymnasium, bevor sie Theaterstücke und Hörspiele schrieb und mit dem Kabarett-Ensemble „Choucouterie“ auf die Bühne ging. Das französische Kultusministerium in Paris hat sie mit den „arts et lettres“ ausgezeichnet. Als „Botschafterin des Elsass“ steht Huguette Dreikaus auf der Bühne und verkündet mit einer tüchtigen Portion Selbstironie unangenehme Wahrheiten, die auch belustigen. Als Buchautorin steht sie für die Region und versteht es meisterlich, die Leser davon zu überzeugen, dass man eigentlich Elsässer sein müsste, um glücklich zu sein.

Für seine musikalische Arbeit und die Zusammenführung der Jugend über Ländergrenzen hinweg, wurde Clemens Schmitt von Landrätin Theresia Riedmaier mit der Grenzlandmedaille ausgezeichnet. Der engagierte Musikpädagoge gründete an der Kooperativen Gesamtschule Bad Bergzabern 1981 ein klassisches Schulorchester, das zum Deutsch-Französischen Jugendorchester Wissembourg / Bad Bergzabern erweitert wurde. Im Jahre 1984 erfolgte die Gründung des Kammermusikkreises Wissembourg – Bad Bergzabern. Ein Jahr später begann die musikalische Zusammenarbeit mit der All Hallows Catholic High School Macclesfield (England) und 1989 schloss sich das Buchenberg Gymnasium Erfurt an. Seit 1991 betreut Clemens Schmitt am Collége Otfried Wissembourg den „Club für Ensemblespiel“ und gründete im Jahre 1997 das „Ensemble Pamina“. Diese drei Musikensembles werden nun zu einem neuen „Orchester der vier Jahreszeiten“ zusammen gefasst, das am 8. Oktober d. J. in Bad Bergbzabern seinen ersten Auftritt hat, berichtete Landrätin Theresia Riedmaier. Für seine musikalische Arbeit, mit der er regelmäßig junge Menschen aus Deutschland, Frankreich und England zusammenführt, wurde Clemens Schmitt mit der Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz geehrt.

Unter dem Beifall der Festgäste zeichnete Landrätin Theresia Riedmaier die beiden Kulturschaffenden mit der Grenzlandmedaille für das grenzübergreifende Engagement aus.

  • Wettbewerb „Beiderseits der Lauter – Des deux côtés de la Lauter“

„Wir haben heute die schöne Aufgabe, die Leistungen der Dörfer und ihrer Menschen mit der Verleihung der Urkunden öffentlich zu würdigen“, dankten Landrätin Theresia Riedmaier und Maire Jean Weisbecker für die Grenzüberschreitende Bürgermeistervereinigung Lauterburg / Weißenburg / Verbandsgemeinde Bad Bergzabern den 27 teilnehmenden Gemeinden und ihren Mitbürgern.

Der Bewertungskommission, unter Vorsitz des Ersten VG-Beigeordneten Raimund Zimmermann, gehörten elsässische und südpfälzische Bürgermeister an, die das Ergebnis in einer engagierten Gemeinschaftsleistung zusammentrugen. Knapp 60 Objekte wurden beim grenzüberschreitenden Dorfverschönerungswettbewerb begutachtet: 24 Fachwerkhäuser, sechs Bauerngärten, zehn Fußwege innerhalb der Orte, sechs Annexen (Ortssiedlungen) und zwölf Mahnmale zum Sonderthema „60 Jahre nach Kriegsende“. Es ist das Ziel des Wettbewerbs, Schönheiten sowie Typisches der gemeinsam gewachsenen Kulturregion herauszustellen und eine breite Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, berichtete Frau Riedmaier. Hierbei gehe es um eine nachhaltige Verbesserung der Lebensstruktur im ländlichen Raum.

Bei der Verleihung der Urkunden besonders hervorgehoben wurden die Fachwerkhäuser von Jean Froehlicher (Birlenbach), Roland Schmidt (Riedseltz), Pierre Germain (Oberhoffen) und Stefan Schneider (Barbelroth), Gunter Hermann (Hergersweiler), Jürgen Frech (Dierbach). Jean-Claude Haury (Cleebourg) und Friedrich Nuss (Dörrenbach) dürfen sich über die besondere Anerkennung für ihre Bauerngärten freuen.

Unter dem Applaus der Südpfalzhalle in Kapsweyer bedankten sich Landrätin Theresia Riedmaier und Maire Jean Weisbecker für die engagierte Teilnahme bei diesem 10. grenzüberschreitenden Wettbewerb und wünschten den Dörfern diesseits und jenseits der Lauter eine gute Zukunft. Jean Weisbecker erinnerte an die Ursprünge der „Amicale des Maires“, deren Initiator der heutige VG-Beigeordnete Raimund Zimmermann ist. Manche Probleme wurden zwischenzeitlich gelöst und es besteht ein gegenseitiges freundschaftliches Verhältnis.

Den Dank der Verbandsgemeinde Bad Bergzabern und herzliche Glückwünsche für Huguette Dreikaus und Clemens Schmitt zu der verdienten Auszeichnung überbrachte Bürgermeister Hermann Bohrer beim Grenzlandfest in Kapsweyer. Wir sollten das „Stolpern Europas“ zum Anlass nehmen, jeden Tag und vor Ort verstärkt für die Gemeinschaft einzutreten. Der  Verbandsbürgermeister verwies auf die grenzübergreifende Zusammenarbeit der Feuerwehren, den gemeinsamen Schienenverkehr nach Weißenburg, die grenzüberschreitende Wasserversorgung oder aktuell das Jugendspektakel „Spaß, Fun und Mehr – sans frontiére, das eine große Resonanz verzeichnete. Seine herzliche Anerkennung sprach Bürgermeister Bohrer ebenso allen Teilnehmern und der Bewertungskommission beim Dorfverschönerungswettbewerb „Beiderseits der Lauter“ aus. „Arbeiten wir jeden Tag daran, unsere Freundschaft über die Grenze zu erhalten und weiter zu fördern!“

  •  „Wuddwuddseckele“ – Urahn oder Maskottchen von Kapsweyer

Mit einem illusteren Abschluss warteten Ortsbürgermeister Hermann Paul und Brigitta Hoffmann beim Festabend auf. „S’Wuddwuddseckele hängt am Räwesteckel“, heißt es in einem Spruch. Brigitta Hoffmann, die seit 20 Jahren in Kapsweyer lebt, hat sich lange Gedanken über dessen Gestalt gemacht und aus Ton ein Fantasiewesen geschaffen. Es hat einen großen Rüssel, hervorstehende Augen und strubbelige Haare, einen runden Bauch, große Füße und könnte der Urahn oder das Maskottchen der Kapsweyerer sein, berichtete die Künstlerin. Auf jeden Fall ist es für Ortsbürgermeister Hermann Paul wie geschaffen, um an  verdiente Bürger verschenkt zu werden. Die beiden ersten „Wuddwuddseckele“ durften gleich Ministerpräsident Kurt Beck und Prof. Bernhard Vogel als Ausdruck des Kapsweyerer Dankes unter dem Applaus der Festgäste mit nach Hause nehmen.

H. Koob

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